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ENGLAND + WALES


WEINBAU IN ENGLAND + WALES?!

Das wurde vor Jahren von fast allen und wird heute noch von einigen belächelt.

Sir Peter Alexander Baron von Ustinov soll einmal gesagt haben:
„I imagine hell like this:
Italian punctuality, German humour and English wine.”


Zumindest inpuncto Wein hat sich in den letzten Jahren vieles positiv verändert.

Und selbst die Königliche Familie ließ 2011 einen drei Hektar großen Weinberg im Windsor Great Park anlegen.

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AUF INTERNATIONALEM PARKETT ANGEKOMMEN

Vor allem den Schaumweinen aus England und Wales ist es in den letzten zehn Jahren gelungen, zur  starken internationalen Kon-kurrenz aufzuschließen.

Bei renommierten Weinwettbewerben verzeichnen sie zunehmende Erfolge und reihen sich oft vor Erzeugnissen aus der Champagne ein: Bereits im September 2010 titelte das englische Weinmagazin Decanter: „English sparkling beats top Champagnes at Decanter World Wine Awards“, nachdem der Grosvenor Blanc de Blancs 2006 vom Weingut Ridgeview fünf Champagner (darunter Taittinger Prélude NV, Charles Heidsieck Millésime 2000 und Thienot’s Brut Rosé NV) beim Kampf um die „International Trophy for Sparkling Wine Over £10“ aus dem Rennen schlagen konnte.

Die Erfolge setzten sich fort, und 2019 wurden beim weltgrößten Weinwettbewerb, den Decanter World Wine Awards, nicht nur 136 Erzeugnisse mit Platin-, Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bedacht, zwei Schaumweine und ein Stillwein schafften es in die höchste Kategorie „Best in Show“.

Ein weiteres Qualitätsindiz: Während der Verband der Champagnerwinzer und –häuser, das Comité interprofessionnel du vin de Champagne (CIVC), Wege zur Anpassung an den Klimawandel sucht und 2016 ein auf 15 Jahre angelegtes Forschungsprogramm gestartet hat, bei dem die Entwicklung neuer Rebsorten im Mittelpunkt steht, investieren erste Champagnerhäuser bereits auf der Insel, die vom Klimawandel profitiert:

So hat Champagne Taittinger im Jahr 2015 -zusammen mit dem britischen Partner Hatch Mansfield Ltd und Freunden- 69 Hektar Land in Kent gekauft und dort die Domaine Evremond gegründet. Im Mai 2017 wurden die ersten 20 Hektar mit Chardonnay-, Pinot Noir- und Pinot Meunier-Trauben bepflanzt, um englischen Schaumwein herzustellen. Zwei Jahre später kamen weitere 8,5 Hektar hinzu, bis 2021 soll die Rebfläche auf 40 Hektar wachsen. 2024 soll der erste Schaumwein auf den Markt kommen.

Auch die Vranken-Pommery Monopole Gruppe hat in Land investiert, ein 40 Hektar großes Grundstück in der Grafschaft Hampshire erworben und Pinglestone Estate gegründet, 2017 erfolgten die ersten Rebpflanzungen. In Zusammenarbeit mit dem Weingut Hattingley Valley entstand zudem ein englischer Schaumwein, der 2018 unter der Marke Louis Pommery auf den Markt kam und voraussichtlich ab 2021 aus eigenen Trauben erzeugt werden soll.

Schließlich: Die äußerst geringe Menge an Still- wie an Schaumwein könnte problemlos im eigenen Land konsumiert werden. Dennoch sind inzwischen einige ehrgeizige Erzeuger auch im Export erfolgreich, sind seit vielen Jahren mit einem Gemeinschaftsstand zum Beispiel auch auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf vertreten. 2018 wurden 200.000 Flaschen im Wert von 7 Millionen Pfund exportiert, Hauptabnehmer waren die USA (22%), Norwegen (18%), Dänemark (12%) und Schweden (10%). Und seit Sommer 2019 vertritt das renommierte Handelshaus Segnitz den englischen Schaumweinerzeuger Gusbourne Estate exklusiv auf dem deutschen Markt.


ZUM HEUTIGEN WEINBAU "AUF DER INSEL"

„Rebflächen, soweit das Auge reicht“ wäre übertrieben. „Weinbau von Süd bis Nord“ trifft allerdings zu, denn Weinbau wird heute beileibe nicht mehr nur im wärmeren Süden Englands, sondern auch in Mittel- und Nordengland sowie in Wales betrieben.

Erste kleinere Rebflächen wurden inzwischen sogar in Schottland angelegt.

Nach Angaben des Verbandes Wines of Great Britain für 2018 befinden sich die Rebflächen in den Regionen South East (76% der gesamten Weinbaufläche), South West (13%), East Anglia (4%) und Wales (1%), sechs Prozent in anderen Regionen.

Viele der größeren Produzenten verarbeiten nicht mehr nur Trauben aus eigenen Flächen, sondern kaufen auch Trauben anderer Winzer hinzu. Die 100 größten Erzeuger kontrollieren derzeit rund 75% der britischen Weinproduktion.

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Offizielle statistische Weinbaudaten werden seit 1989 vom britischen Landwirtschaftsministerium erhoben. Nachfolgend einige Eckdaten:

7,3 Millionen Flaschen Still- und Schaumwein
wurden jährlich im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2018 im Vereinigten Königreich erzeugt. Ergibt, rein rechnerisch, bei knapp 67 Millionen Einwohnern also gerade einmal 0,11 Liter Wein je Einwohner und Jahr.

3.579 Hektar Rebfläche
verteilen sich 2019 von Südengland über Wales bis hoch an die schottische Grenze, ein Jahr zuvor waren es noch 2.888 Hektar. Und mehr als jeder vierte (28%) Winzer plant nach einer aktuellen Studie, seine Rebfläche in den kommenden drei Jahren auszudehnen…..

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Geringe Hektarerträge

kennzeichnen den Weinbau, und die im britischen Weinrecht vorgesehenen Hektarhöchsterträge von 80 Hektolitern (hl) für Quality Wine bzw. 100 hl für Regional Wine werden in der Realität weit unterschritten: Mit durchschnittlich 40,5 hl/ha war der Jahrgang 2018, in dem eine Rekordernte von über 117.000 hl eingefahren wurde, der Ertragreichste. Mit nur sechs hl je Hektar brachte der Jahrgang 2012 den niedrigsten Hektarertrag seit Beginn der offiziellen Datenerhebung im Jahre 1989.

Bei den Rebsorten
werden Weißweinsorten  heute  auf etwa  60% der Rebfläche kultiviert. Wichtigste weiße Rebsorten waren 2018 Chardonnay mit 835 Hektar (2011: 285 ha), Bacchus kam auf 200 ha (2011: 133 ha) und Seyval Blanc auf 121 Hektar (2011: 95 ha). Bei den roten Sorten führte Pinot Noir mit 859 Hektar (2011: 258 ha), gefolgt von Pinot Meunier mit 317 Hektar (2011: 56 ha).

Dabei setzen Erzeuger zunehmend auf Schaumwein:
Das Gros der in England und Wales erzeugten Weine sind Schaumweine, bei deren Erzeugung sich die Winzer der in der Champagne verwendeten Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier bedienen und sich an den in der Champagne praktizierten Ausbaumethoden orientieren.Dies führte zu einem Anstieg der Gesamt-fläche der Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier von 85 Hektar im Jahre 2004 über 599 Hektar im Jahr 2011 auf nunmehr 2.011 Hektar, womit diese Sorten 2018 auf knapp 70% der Gesamtrebfläche angebaut werden!

165 registrierte Weingüter
 
wurden im Jahr 2018 in Großbritannien gezählt, das Gros ist in Südengland angesiedelt. 1992 waren es noch 157 Betriebe, in den Folgejahren wurden viele geschlossen oder verkauft. 2007 waren nur noch 98 Weingüter am Markt, seither gesellen sich von Jahr zu Jahr neue hinzu.

Größter Erzeuger
mit einer Rebfläche von derzeit etwa 230 Hektar ist das 1988 von den US-Amerikanern Stuart und Sandy Moss aufgebaute Weingut Nyetimber in West Sussex. Daran aufschließen will das 2010 vom früheren Hedgefondsmanager Mark Driver und seiner Frau Sarah gegründete Rathfinny Wine Estates,  das ebenfalls ausschließlich Schaumwein erzeugt und 2019 bereits über 91 Hektar Rebfläche verfügte.


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Foto: Three Choirs Vinyards


2000-JÄHRIGE WECHSELVOLLE WEINBAUGESCHICHTE

Erste Weinbau-Aktivitäten entwickelten die Römer, die  -darauf lassen archäologische Funde in Wollaston in der Grafschaft Northamptonshire schließen- in Folge der Eroberung Britanniens im ersten Jahrhundert n. Chr. auch Weinreben ins Land bringen und in ihrer 400 Jahre währenden Herrschaft dort Wein erzeugen.

Im Jahr 1066 erobert Herzog Wilhelm von der Normandie, später Wilhelm der Eroberer genannt, das Land und wird König von England. Französische Mönche, erfahren im Weinbau, siedeln nach England über und forcieren die Weinerzeugung. In dem 1085/1086 von Wilhelm eingeführten Domesday Book, einem Grund- und Steuerkataster, wird Weinbau in 42 Orten dokumentiert.

Neben klimatischen Veränderungen drängen weitere Entwicklungen in den nachfolgenden Jahrhunderten die heimische Weinerzeugung zurück, wie beispielsweise steigende Weineinfuhren aus Bordeaux und damit einhergehend sinkende Rentabilität der eigenen Weinerzeugung.

Die Wiederbelebung des Weinbaus und die Grundsteinlegung für den Aufbau einer kommerziellen Weinproduktion in der Mitte des 20.Jahrhunderts werden vor allem Ray Barrington Brock zugeschrieben. In Oxted (Grafschaft Surrey) richtet er 1946 eine Forschungsanstalt ein, in der er im Lauf der Jahre hunderte Rebsorten auf ihre Anbaueignung in England hin untersucht und später auch geeignete Ausbau-methoden erforscht.

Einige der ersten, zu kommerziellen Zwecken gegründeten Weingüter beziehen Reben aus seiner Rebschule – allen voran Sir Guy Salisbury-Jones, der 1951 in Hambledon (Grafschaft Hampshire) einen Acre (4.046 qm) mit der Rebsorte Seyval Blanc bepflanzt. Hambledon, so der Verband der English Wine Producers, wird dann schnell zum Synonym für ‚English Wine’.

Nennenswerten Aufschwung nimmt der Weinbau allerdings erst in den 1970er Jahren. Schätzungen zufolge (offizielle Daten werden erst seit 1989 erhoben) liegt die Gesamtrebfläche 1975 bei 196 Hektar (ha), 1988 bereits bei 546 ha (davon 382 ha im Ertrag). Nach Rückgängen der Rebfläche in den Jahren zwischen 1992 (1.054 ha) und 2004 (761 ha) steigt sie kontinuierlich an und liegt 2019 bei mehr als 3.500 Hektar

„Learning by doing“ war ab den 1970er Jahren zunächst das Motto der Pioniere, die nicht auf die in angestammten Weinbauländern „von Generation zu Generation weitergegebene Erfahrung“ zurückgreifen konnten. Inzwischen haben (viele) Erzeuger gelernt, alle Bereiche vom Weinbau über Keller-wirtschaft bis hin zum Marketing zu professionalisieren.  Und mit dem Plumpton College in der Grafschaft East Sussex verfügt die aufstrebende Weinindustrie in Großbritannien über ein Kompetenz-zentrum, das Bachelor- und Masterstudien-gänge in Weinbau und Önologie sowie in Weinwirtschaft bietet. Das angeschlossene Plumpton Wine Center umfasst ein kommerzielles Weingut mit 10 Hektar Rebfläche und einer Jahresproduktion von 40.000 Flaschen Still- und Schaumwein, ein Forschungsweingut und Labore.

AUCH DIE ROYAL FAMILY BETREIBT WEINBAU

Zumindest indirekt: 2011 ließ das britische Königshaus im ‚Windsor Great Park’ eine 3 Hektar große Fläche mit 16.700 Reben der klassischen Champagnersorten Chardonnay (Anteil: 55%), Pinot Noir (35%) und Pinot Meunier (10%) pflanzen.

Mit dem An- und Ausbau sowie der späteren Vermarktung beauftragte sie den Weinhändler Laithwaite‘s Wine, der aktuell den Schaumwein unter der Marke Windsor Great Park Vineyard anbietet.

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Zudem engagiert sich die Herzogin von Cornwall, Ehefrau des britischen Kronprinzen Charles, seit 2011 als Präsidentin von Wines of Great Britain, dem nationalen Verband der Weinindustrie, zu dem sich 2017 die United Kingdom Vineyards Association und die English Wine Producers zusammenschlossen.


DAS FUNDAMENT DES WEINBAUS IN ENGLAND UND WALES

Ohne Klimawandel und der damit einhergehenden Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen in den letzten Jahrzehnten könnten die Weine international nicht mithalten. An zweiter  Stelle stehen die natürlichen Gegebenheiten, die den Weinbau auf der Insel prägen: Lehm-, Sand- und Lössböden und der in Südengland anzutreffende Kreideboden (der -wie in der Champagne- den Grundstein für hochwertige Schaum-weine legt) sowie das von Atlantik und Golfstrom beeinflusste milde Klima (Stichwort „cool-climate wines“).

Hinzu kommen Rebsorten, die mit den natürlichen Bedingungen umgehen können, oft aus Deutschland stammen, in ihren Heimatländern aber nur unter „ferner liefen“ rangieren wie Bacchus, Faber, Huxelrebe, Kanzler, Nobling, Optima, Reichensteiner.

Schließlich sind es die Weinmacher, die enthusiastisch und Neuem gegenüber aufgeschlossen sind und/oder in der Lage sind, ausreichend Kapital in eine nicht risikoarme Branche zu stecken und in Technik und fachliche Expertise zu investieren.

ZU BESUCH BEI WEINMACHERN:
TASTINGS, TOURS & LODGING

Viele Erzeuger haben erkannt, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Konsumenten ist und öffnen ihre Tore in vielfältiger Weise: Mit Verkostungen, geführten Touren, Weinbars, Restaurants, Events etc. bieten sie die Möglichkeit, mehr über die Weine und ihre Herstellung zu erfahren. Einige Weingüter bieten Übernachtungen in Appartements und Cottages, und im Frühjahr 2019 hat Denbies Wine Estate in der Grafschaft Surrey das erste Weinhotel auf der Insel geöffnet.

Um den Weintourismus breiter und attraktiver aufstellen zu können, haben sich Weingüter in Initiativen wie dem Wine Trail Wales oder den Vineyards of the Surrey Hills zusammengefunden. Neueste Initiative ist der Wine Garden of England in der Grafschaft Kent, deren sieben Gründungsmitglieder eigenen Angaben inzwischen 120.000 Besucher pro Jahr empfangen.


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WEINRECHT
DAS SAGEN UNS DIE WEINETIKETTEN

Dem französischen Beispiel der Appellation Contrôlée folgend, wurde 1992 ein eigenes Qualitätssystem eingeführt, bis dahin wurden alle Weine als Tafelwein klassifiziert. Im Jahre 2004 wurden die Regelungen geändert und die Kategorien UK Table Wine, English Regional Wine und Welsh Regional Wine sowie English (bzw. Welsh) Vineyards Quality Wine psr (psr = produced in a specific region) geschaffen.

Seit 30.Dezember 2011 in Kraft sind die „The Wine Regulations“. Mit ihnen erfolgte eine Anpassung des bisherigen britischen Weinrechts an die Notwendigkeiten der EU-Weinmarktreform und der damit einhergehenden Einführung der Kategorien „Wein ohne geografische Angabe“ (die hießen bislang „Tafelwein“) und „Wein mit geografischer Angabe“ (bisher bekannt als „Landwein“ bzw. „Qualitätswein“).

In der Einstiegskategorie „Wein ohne geografische Angabe kann ein Wein schlicht als „Wine“ in Verbindung mit der Angabe des Herkunftslandes bezeichnet werden (= frühere Kategorie Tafelwein). Analog zu „Deutscher Wein“, „Vin de France“ etc. könnte er in Großbritannien als „British Wine“ bezeichnet werden - wäre da nicht der Umstand, dass unter dieser Bezeichnung jene Weine vermarktet werden, die im Ausland gewachsen und in Großbritannien lediglich abgefüllt werden. Demzufolge wird ein solcher, in der Praxis kaum anzutreffender Wein nur als „Wine“ bezeichnet.

Mit der EU-Weinmarktreform wurde 2009 die Möglichkeit eingeführt, bei einem „Wein ohne geografische Angabe“, dem früheren Tafelwein, zusätzlich die für Konsumenten immer wichtiger werdende Rebsorte und auch den Jahrgang anzugeben. Weine dieser Gruppe werden in Großbritannien als „Varietal Wine“ (Rebsortenwein) bezeichnet. Sie unterliegen der „Varietal Wine Certification“ und müssen bei der zuständigen Kontrollbehörde, der Food Standards Agency, angemeldet werden. Ein Wein, der als „Varietal Wine“ vermarktet wird, muss zu mindestens 85 Prozent aus dieser Rebsorte erzeugt worden sein. Stehen zwei oder mehr Rebsorten auf dem Etikett, so muss der Wein zu 100 Prozent aus diesen erzeugt sein und die Rebsorten sind auf dem Etikett in absteigender Folge ihres Anteils anzugeben - auf dem Etikett steht dann beispielsweise „2018 Huxelrebe Bacchus - Wine“.

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In der Kategorie Wein mit geografischer Angabe gelten strengere Regeln:

Der „Regional Wine“ bezeichnet einen „Wein mit geschützter geografischer Angabe“ („protected geographical indica-tion“ = PGI). Je nachdem, wo er gewachsen ist, wird er als „English Regional Wine“ oder als „Welsh Regional Wine“ bezeichnet. Zugelassen sind 89 Rebsorten (inklusive Hybriden!). Der Hektarhöchstertrag liegt bei 100 Hektolitern, die Weine müssen ebenso wie die nachfolgend beschriebenen „Quality Wines“ bestimmte sensorische wie auch analytische Anforderungen erfüllen.

Handelt es sich um einen Schaumwein, wird das Wort „Sparkling“ hinzugefügt (z.B. „English Regional Sparkling Wine“), auch hier sind 89 Rebsorten zugelassen. Die zweite Gärung muss in der Flasche erfolgen und sich über einen Zeitraum von mindestens neun Monaten erstrecken.

Demgegenüber handelt es sich beim Quality Wine um einen „Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung“ (protected designation of origin bzw. PDO), für den strengere Regeln gelten. So ist beispielsweise der zulässige Höchstertrag bei 80 Hektolitern je Hektar festge-schrieben. Auf dem Etikett steht dann „English (oder Welsh) Quality Wine“.

Während PDO-Stillweine aus 89 Rebsorten erzeugt werden dürfen, sind bei den PDO-Schaumweinen („English-  oder Welsh-Sparkling Quality Wine“) ausschließlich die Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir, Pinot Noir Précoce, Pinot Meunier, Pinot Blanc und Pinot Gris zugelassen. Auch hier ist für die zweite Gärung wieder eine mindestens neunmonatige Flaschengärung zwingend vorgeschrieben.

Als geografische Angaben sind zugelassen: English Wine und Welsh Wine für Weine mit geschützter Herkunftsbezeichnung (PDO / Qualitätsweine) sowie English Regional Wine und Welsh Regional Wine für Weine mit geschützter geografischer Angabe (PGI / frühere Landweinkategorie).

Im Mai 2017 wurde Darnibole (Synonym: Darnibole Bacchus) von der EU-Kommission als weitere PDO zugelassen. Es handelt sich um eine nur fünf Hektar große, in Cornwall gelegene Rebfläche des Weingutes Camel Valley Vineyard, auf der Stillweine der Rebsorte Bacchus erzeugt werden.

Noch in der „EU-Warteschleife“ hängt seit Juli 2017 ein Antrag der Sussex Wine Producers für Sussex PDO (Synonyme: Sussex Sparkling, Sussex Still und Sussex Origin). Für Schaumwein dürfen 7 Sorten verwendet werden, bei Stillwein 24, die Lese muss per Hand erfolgen.Ob und wie es mit dem Antrag nach dem Brexit weitergeht, ist derzeit offen.

EMPFEHLENSWERT:
DIE „CUISINE ANGLAISE“

Wer auf die Insel reist, sollte die Chance nutzen und sich abseits von Fish & Chips mit  traditionellen Gerichten, der „Cuisine Anglaise“ ebenso wie mit regionalen Lebensmitteln befassen Es lohnt sich.

Während der Kolonialzeit hatte das Vereinigte Königreich Zugang zu exotischen Gewürzen und in Europa unbekannten Lebensmitteln und Rezepten. Es entstand eine auch international hoch angesehene englische Küche, die „Cuisine Anglaise“.

Zu den bekannteren traditionellen Hauptspeisen gehören das Sunday Roast, (eine Kombination aus Fleisch, Kartoffeln und zwei Arten von Gemüse), der Lancashire Hot Pot (ein Kartoffelgericht mit Hammel-fleisch), Shephard’s Pie (ein aus zwei Schichten bestehendes Gericht: die untere besteht meist aus Lamm-Hackfleisch, die obere aus pürierten oder fein geriebenen Kartoffeln) oder auch Lammfleisch mit Minzsauce.

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Sehr beliebt sind auch die –meist warm verzehrten- Pasteten, die Pies, die mit verschiedensten Füllungen aufwarten wie Hackfleisch und Kartoffeln, Hühnerfleisch und Pilze oder das aus Cornwall stammende und mit Fisch gefüllte Stargazy Pie. Auch die Pasties, deren Hülle aus Blätterteig besteht, werden mit einer Vielzahl von Füllungen (Fleisch, Käse, Gemüse) angeboten.

Mit Stolz blicken Briten auch auf ihre -auf dem Kontinent meist weniger bekannten- Käsesorten wie Cheddar, Red Leicester, Chester, Dorset Blue Cheese oder Stilton.

WEITERE AUSKÜNFTE ZUM THEMA WEIN BEI



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Wines of Great Britain ist der nationale Verband der englischen und walisischen Weinindustrie, der auf seiner Website auch umfangreiche Informationen zu den Weingütern und den von ihnen angebotenen Tastings und Guided Tours veröffentlicht.

Der UK Wine Standards Board ist zuständig für Weinhandel, Einhaltung weinrechtlicher Vorschriften, Anmeldung der Varietal Wines sowie Führung des Weinbergregisters und hält auf seiner Website umfangreiche Informationen zu diesen Themen bereit.


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Die Karte ist nicht ganz aktuell, zeigt aber, dass der Weinbau nicht nur auf die südlichen Landesteile
beschränkt ist. Wines of Great Britain arbeitet an einer aktuellen Karte, die dann hier eingebunden wird.

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